Verband der Schulaufsicht des Landes Thüringen e. V.
Mitgliedsverband im tbb beamtenbund und tarifunion thüringen
Mitglied der Konferenz der Schulaufsicht der Bundesrepublik Deutschland KSD

Am 6. Oktober 2016 feierten die Mitglieder und Gäste das 25jährige Bestehen des Verbandes der Schulaufsicht Thüringens e. V. mit einem Gewerkschaftstag. In der auf die jährliche Mitgliederversammlung folgenden festlichen Tagung galt es inne zu halten und neben dem Rückblick auf 25 Jahre Verbandsgeschichte die Aufgaben der berufsständischen Interessenvertretung der Schulamtsmitarbeiter zu schärfen. In diesem Sinne standen sowohl die Festrede, in der die ehemalige Vorsitzende, Frau Dr. Ute Bräutigam und die Vorsitzende, Frau Susanne Beck sich symbolisch den Staffelstab übergaben, als auch der Fachvortrag des 2. Vorsitzenden der Konferenz der Schulaufsicht Deutschlands, Herr Dr. Wolfgang Bott. Auch von der Möglichkeit des persönlichen Austausches wurde im Hanns-Cibulka-Saal der Gothaer Stadtbibliothek bei Kaffee und Kuchen rege Gebrauch gemacht. Ein besonderer Dank gilt der Trommlergruppe „Djembuca“ und dem Gesangsensemble „VOCALPROJEKT“ der Arnoldischule Gotha und ihrer Lehrerin, Frau Germann, die kulturelle Höhepunkte der Festveranstaltung gestalteten.

25 Trommler 25 Chor

Frau Dr. Ute Bräutigam, die über mehrere Legislaturen dem VSLT e. V. bis Ende 2015 als Vorsitzende vorstand, gab im ersten Teil der Festrede einen sehr persönlich gestalteten Rückblick auf 25 Jahre Schulaufsicht in Thüringen. Sie machte insbesondere deutlich, dass sich der 1991 als Berufs- und Interessenverband von pädagogischen Mitarbeitern der Schulaufsicht in 40 Schulämtern gegründete VSLT e. V. permanent mit den Auswirkungen der Konzentration und Personalverringerung der unteren Schulaufsichtsbehörden zu beschäftigen hatte. Die größte Zäsur bildete schließlich die vorerst letzte Reduzierung von Personal und Ämteranzahl im Jahr 2012. Sehr eindrucksvoll stellte Frau Dr. Bräutigam auch dar, wie inhaltliche Arbeit vom Grad der Professionalität des menschlichen Umgangs miteinander beeinflusst werden kann – im Positiven wie auch im Negativen.

25 Beck

25 Beck BräutigamFrau Susanne Beck, die mit ihrer Wahl zur Vorsitzenden des VSLT e. V. im Dezember 2015 nicht nur symbolisch den Staffelstab übernommen hatte, erläuterte im zweiten Teil der Festrede die Schwerpunkte der aktuellen Verbandsarbeit. In der Kernfrage, wie Schulaufsicht und Schulpersonalverwaltung künftig aufgestellt werden soll, positioniert sich der VSLT klar entgegen sowohl dem Ruf nach der Kommunalisierung der Schulaufsicht als auch nach einem Landesschulamt. Die derzeitige äußere Struktur der unteren Schulaufsicht muss erhalten bleiben. Allerdings muss nach einer soliden Aufgabenkritik, der Stellenplan der Staatlichen Schulämter bezüglich Stellenzahl und Dotierung entsprechend der Erfordernisse angepasst werden. Permanente Überlastung des Personals und ganz erhebliche Probleme bei der Nachbesetzung von Stellen zeigen akuten Handlungsbedarf. Frau Beck sprach die anwesende Frau Staatssekretärin Gabi Ohler persönlich an, bat sie um Fortsetzung des auf Arbeitsebene wieder gut in Gang gekommenen Dialoges zwischen VSLT und TMBJS auch mit der politischen Spitze des Bildungsministeriums und äußerte ihren Wunsch nach Unterstützung der Bemühungen des VSLT um nötige Veränderungen im Stellenplan zu erreichen. Ausdrücklich bot Frau Beck die inhaltliche Mitarbeit der Mitglieder des Verbandes der Schulaufsicht Thüringens im Vorfeld, bei der Erarbeitung und Implementierung von Vorschriften, Richtlinien und Empfehlungen an.

25 BottAn die geschilderten Probleme der Thüringer Schulaufsicht anknüpfend, wagte Herr Dr. Wolfgang Bott in seinem Fachvortag „ Zur Schulaufsicht in Deutschland – kritische Anmerkungen im Kontext zur selbstständiger werdenden Schule“ einen Blick auf Strukturen und Wirken der Schulaufsicht in allen deutschen Bundesländern. Er machte anschaulich klar, dass mit einer stärkeren Selbstständigkeit der Schulen nicht etwa Schulaufsicht entbehrlich wird, sondern vielmehr eine starke staatliche Schulaufsicht Gelingensbedingung für eine stärkere Selbstständigkeit von Schulen ist. Als Jurist, der mehr als drei Jahrzehnte in der Schulaufsicht Hessens tätig war und der als Fortbildner in mehreren neuen Bundesländern gewirkt hat, konnte Dr. Bott seine Thesen sehr authentisch belegen. Auch seine, durch bespielhaft angesprochene Erfahrungen anderer Bundesländer untermauerte, deutliche Kritik an der 2012 in Thüringen vorgenommenen Schulämterreform – seine Vortragsfolie trug die Überschrift „Fehlentwicklungen“ – wurde von der anwesenden Staatssekretärin und dem Abteilungsleiter Schulaufsicht des TMBJS zur Kenntnis genommen. Insbesondere die Personalentwicklung inklusive der Besoldung der Schulaufsichtsbeamten in Thüringen, als Schlusslicht einmalig in Deutschland, wurde von ihm heftig kritisiert.

Mit Blick auf vergangene und anstehende Umstrukturierungen in der Schulaufsicht beschrieb Dr. Bott die Vorgehensweise bei Veränderungen in der Schulaufsicht. Danach steht an erster Stelle die differenzierte Beschreibung der zu erfüllenden Aufgaben unter Beachtung der rechtsstaatlichen Standards. Darauf folgt die Ermittlung des zur Erfüllung dieser Aufgaben notwendigen Personals. Erst an die Beschreibung dieser Parameter kann die zur sachgerechten Aufgabenerfüllung passende Struktur ermittelt werden. Ganz zuletzt erst kann geprüft werden, ob sich ein – möglicherweise politisch beabsichtigtes – Einsparpotenzial entsteht. Dieser vorgestellte Algorithmus unterstreicht eindrucksvoll die Forderung des VSLT nach einer dezidierten Beschreibung der Aufgaben der unteren Schulaufsicht in Thüringen als Voraussetzung für eine Diskussion um die Personalausstattung der Staatlichen Schulämter. In Thüringen ging man bei der Umstrukturierung 2011/2012 ohne Beteiligung der Mitarbeiter der Staatlichen Schulämter in umgekehrter Reihenfolge vor, ohne die Aufgabenkritik jemals wirklich geführt zu haben.25 Gespräch

In ihrem Grußwort ging Frau Staatssekretärin Gabi Ohler nach der Übermittlung der Grüße der Bildungsministerin, die aufgrund einer KMK-Beratung nicht an der Festveranstaltung teilnehmen konnte, auf den Inhalt des Fachvortrages ein. Frau Staatssekretärin machte deutlich, dass Entscheidungen im Bildungsministerium immer im Spannungsfeld zwischen Idealvorstellungen und finanziellen Vorgaben im Ergebnis einer Prioritätenabwägung getroffen werden. Auch der Fakt, dass Thüringen im Bundesvergleich die zweithöchsten Bildungsausgaben pro Schüler aufwendet, müsse beachtet werden. Eine klare Zusage für direkte Gespräche der politischen Führung des TMBJS mit dem VSLT, wie von Frau Beck gefordert, wurde von Frau Staatssekretärin nicht gegeben.

Dass der Thüringer Beamtenbund in seinen Gesprächen der Lehrerverbände mit der Bildungsministerin den VSLT weiterhin immer mit einbeziehen wird, versicherte der Landesvorsitzende des tbb beamtenbund und tarifunion thüringen, Helmut Liebermann, in seinem Grußwort. Er blickte auf die 25jährige Geschichte der berufsständischen Verbände der Beamten in Thüringen und erläuterte, dass deren erfolgreiche Entwicklung nicht selbstverständlich war. Angesichts der Funktional- und Behördenstrukturreform in Thüringen forderte er die permanente inhaltliche Beschäftigung aller Verbände einerseits mit Entwürfen für Rechtsvorschriften aber andererseits auch mit Einzelaussagen als Voraussetzung für wirkungsvolle Stellungnahmen des Dachverbandes.

Der VSLT wird sich dieser Aufgabe auch weiterhin stellen.

25 Jahre VSLT e. V. heißt 25 Jahre aktive Mitglieder in der Thüringer Schulaufsicht. Für ihr engagiertes Wirken im Berufsverband der Schulaufsicht Thüringes wurden folgerichtig, neben anderen Jubilaren, auch diejenigen geehrt, die im Gründungsjahr des VSLT e. V. Mitglied des Verbandes wurden.

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